Ein bisschen USA und Tschechien
Heute wollen Lucas und ich einen Segelflugplatz bei Weiden und ein paar Flugplätze in Tschechien anschauen. Wir haben eine kleine Tour daraus gebastelt. Der Wind in der Höhe ist heute zwar etwas stärker, aber sonst ist das Wetter OK. Nur ganz langsam soll am Nachmittag schlechteres Regenwetter aus Süden über die Alpen kommen. Bis dann sollten wir aber längst wieder zurück in Ampfing sein.
Um kurz vor 10.00 Uhr beschleunigt Lucas unsere Breezer in Ampfing auf der Piste 09. Es liegt Nordkurs an und auf einer Flughöhe von 4800ft ist es erstaunlich ruhig.
Wie auf Schienen gleiten wir an Regensburg vorbei und genießen einen schönen Blick auf die historische Altstadt.
Kurze Zeit später passieren wir den Flugplatz Regensburg-Oberhub. Lange ist es her, dass ich dort zuletzt gelandet bin.
Links von uns liegt die ED-R144, welche den amerikanischen Truppenübungsplatz Hohenfels (ETIH) umgibt. Ob da mal ein Low approach möglich wäre? Wir wollen es wissen und ich frage am Funk einfach mal nach. Auf der 122,100 MHz meldet sich sogleich ein amerikanischer Fluglotse. Zum Glück kein Texaner, welcher undeutlich und schnell spricht. Erfreulicherweise werden wir sofort freigegeben zum Einflug in die ED-R, direkt zur RWY 27 für einen Low approach!
Unsere nächste Meldung erfolgt 3 nm vor der Piste. „D-MFSM, you are cleared for low approach RWY 27, wind 280 12kts!“ Im Endanflug verstehen wir, warum hier hauptsächlich Hubschrauber landen. Mit 667x22m ist die Bahn nicht wirklich lang. Zudem ist sie tiefer eingebettet ins Gelände und im Westen steigen die Hügelketten deutlich an. Da hätten auch wir leichte Schwierigkeiten bei einem Start nach Fullstop. Aber nach einem Low approach kein Problem.
In Anflug sehen wir ein paar Panzer und unzählige 1er Hummer. Der Tower ist klein und sieht sehr neu aus.
Im Steigflug geht es dann knapper über die frisch grünen Hügel. Der Lotse fragt sogar, ob wir mehrere Low approaches machen wollen! Da wir aber noch einiges an Programm vor uns haben, lehnen wir dankend ab und erbitten, die ED-R Richtung Norden verlassen zu dürfen.
Auch in Grafenwöhr (ETIC) fragen wir einen Low approach an. Der Lotse hier ist etwas schlechter verständlich und vermutlich auch ich, denn er spricht uns ständig mit D-MHSM an…
Da die Landebahn noch bis Mitte Juli saniert wird, dürfen wir den genehmigten Low approach nicht unter 1900ft AGL fliegen. Schade, aber trotzdem nett, mal einen Blick auf das riesige Gelände des amerikanischen Truppenübungsplatzes zu werfen.
Beim Ausflug aus der CTR bekommen wir sogar noch Verkehrsinformationen für unsere Landung in Weiden (EDQW), unserem ersten Stopp. Sehr nett.
Kurze Zeit nach dem Ausflug aus der CTR befinden wir uns auch schon in der Platzrunde von Weiden und landen.
Es herrscht reger Betrieb. Nicht nur wir wollen am Feiertag fliegen.
Eine halbe Stunde später starten wir wieder. Unser nächstes Ziel ist der Segelflugplatz Im unteren Stadtteich, direkt am Stadtrand von Tirschenreuth. Dort dürfen wir einen Anflug machen. Die Landereiter sind zwar nicht ausgelegt und die Piste ist aufgrund der starken Regenfälle der letzten Tage sehr weich, aber ein Anflug ist kein Problem. Da es keine offizielle Platzrunde gibt, fliegen wir die 27 entlang des Stadtrandes im Queranflug an.
In der Mitte der 670x30m langen Bahn verläuft ein Feldweg. Auf diesem setzen die Flieger des Luftsportvereins normalerweise auf. Auch wir benutzen ihn als Referenz für unseren Anflug.
Dann verlassen wir Deutschland. Unweit der Grenze liegt der Flugplatz Tachov (LKTD). Über Telefon und E-Mail hatte ich die Info bekommen, dass wir jederzeit einen Low approach machen dürfen. Am Telefon sehr nett, in der E-Mail schon fast lustig, klare Worte!
Der Platz weist eine 1100x23m lange Grasbahn auf. Das Areal ist riesig. Typisch osteuropäisch.
Nur wenige Flugminuten weiter östlich liegt der Flugplatz Erpužice (LKER). Auf hier meldet sich keiner am Funk. Daher überfliegen wir den Platz zunächst und checken Windsack sowie Pistenzustand. Dann drehen wir mit Blindmeldungen auf die 860x40m lange Piste 11 ein. Ein gepflegter schöner Flugplatz mit gutem Rasen.
Unweit des Flugplatzes sehen wir den Stausee Vodni nadrz Hracholusky.
Im Anflug auf den nächsten Flugplatz Plasy (LKPS) passieren wir einen riesigen Steinbruch.
Da sich auch in Plasy keiner am Funk meldet, überfliegen wir das Areal und entscheiden uns dann für einen Anflug auf die Piste 21. Im Queranflug überfliegt man das schöne Kloster Plasy in der Stadt.
Auf dem Vorfeld steht eine gelbe An-2. Der Flugplatz ist berühmt für seine jährliche große Flugshow mit internationalen Gästen.
Plasy stellt für uns auch den nördlichsten und östlichsten Punkt der Tour dar. Nun geht es langsam wieder zurück Richtung Ampfing.
Unterwegs machen wir noch ein Touch & Go auf dem Flugplatz Plesnice. Hier erwartet uns eine gut 500m lange Asphaltbahn. Wir hätten auch landen dürfen, aber da es wegen der Corona-Pandemie noch immer die Einreiseanmeldung samt Quarantänevorschriften sowohl für Tschechien als auch für Deutschland bei der Wiedereinreise gibt, ist es uns zu riskant. Wir wollen nicht wegen eines technischen Defekts oder eines geplatzten Reifens in Tschechien stranden und dann nicht mehr wegkommen. Also nur ein Touch and Go.
Etwas südlich von Plesnice liegt der Flugplatz Lochousice. Als wir in Weiden waren, hatte ich telefonischen Kontakt mit dem Eigentümer. Der sprach zwar kein Englisch und kein Deutsch, aber mit wenigen Worten bekam ich das, was ich wollte. Ich: „Ultraleicht Lochousice landing OK?“ Er: „Ah, OK, OK! Bye!“.
Als wir den Flugplatz überfliegen, sehen wir einen Traktor mitten auf der Bahn beim Rasenmähen. So ein Mist! Am Funk meldet sich auch keiner. Zum Glück haben wir telefonisch das OK für einen Anflug bekommen. Da der Rasenmäher gerade ab der Mitte Richtung Westen fährt, entscheiden wir uns für einen Anflug mit dem Wind aus Osten. Denn bis wir dann unten auf der Piste sind, dürfte sich der Mäher am anderen Ende der Bahn befinden. Genau so geht es sich auch aus. Der Mäher kommt gerade auf der anderen Seite an, als wir unseren Low approach beginnen.
Direkt am westlichen Ende befindet sich das kleine gleichnamige Dorf. Dieses müssen wir im Steigflug tief überfliegen. In Deutschland wäre so etwas undenkbar. Unser „Motorenlärm“ hätte das ganze Dorf aufschrecken und empfindlich in seiner Ruhe stören können. Ein Handyvideo samt Anzeige beim LBA wäre somit fast sicher. Nicht so hier in Tschechien. Kein Mensch stört sich hier an Flugzeugen. Man ist willkommen.
Bis Arnbruck (EDNB) im Bayerischen Wald sind es von hier nun 33nm, also knapp 30min. Für diese Zeit melden wir uns bei Praha Information an.
Die deutsche Grenze passieren wir neben dem Hohen Bogen.
Bei Arnbruck weht es stärkerer Südwind. Daher erwarten wir Turbulenzen im Anflug auf die Piste 16, welche sich im Lee der Berge bilden. Der Anflug auf EDNB ist immer wieder imposant. Der rechte Gegenanflug führt nah an einen großen Berg heran, bevor man dann in den rechten Queranflug eindreht.
Da sich nur noch 16 Liter Sprit in unserem Tank befinden, tanken wir etwas nach.
Dann geht es zurück nach Ampfing.
Nachdem wir die Berge des Bayerischen Waldes verlassen haben, taucht auf unserem GPS ein Flugzeug nach dem anderen auf. Die meisten in oder um unsere Flughöhe herum. Da merkt man richtig, dass Feiertag ist. Ich bin froh, dass ich die meiste Zeit unter der Woche fliege, wo weniger Verkehr ist.
Der besagte Regen, welcher aus Süden kommt, ist mittlerweile bis kurz vor Ampfing vorgerückt. Wir kommen als rechtzeitig zurück. Nach etwa vier Motorlaufstunden landen wir wieder zurück auf unserem Heimatflugplatz.
Dann fallen auch schon die ersten vereinzelten Regentropfen…
Am Abend bekomme ich eine E-Mail vom Platzbesitzer in Lochousice. Er entschuldigt sich, dass er mit seinem Traktor auf der Bahn war und wir nach seinem Empfinden nicht landen konnten. Unglaublich nett, die Tschechen. Wir kommen gerne wieder!