Flugplatztour durchs Alpenvorland
Es ist Ende März und der Deutsche Wetterdienst sagt für heute gutes Flugwetter voraus. Von Norden drückt zwar eine Schlechtwetterfront nach Süden, diese kommt aber nur sehr langsam voran.
Martin und ich starten unsere Tour am Nachmittag in Ampfing. Nach dem Start schlagen wir Südkurs ein.
Unser erstes Ziel ist der Segelflugplatz Königsdorf. Dort dürfen wir als auswärtiges Flugzeug landen, jedoch nur mit einer Sondergenehmigung. Diese wurde uns erteilt, da wir dort geschäftlich erwartet werden. Da die Nachbarschaft des Flugplatzes äußerst lärmempfindlich ist, muss die Platzrunde peinlichst genau abgeflogen werden. Heute ist die Piste 10 in Betrieb. Der erste Meldepunkt für uns in 3000ft ist das Isarknie. Kurz danach geht es in die Platzrunde, welche großzügig dimensioniert ist. Doch der Endanflug hat es in sich. Direkt vor der Asphaltbahn türmt sich ein Wald auf einem Berg ziemlich hoch auf. Das bedeutet Steilanflug. Sobald ich Flaps 3 fahre, erfassen uns immense Aufwinde und drücken uns stark nach oben. Keine Chance für ein sicheres Erreichen der Piste. Bleibt nur noch der Slip, ansonsten müssen wir durchstarten. Zum Glück baut der Slip unsere Höhe gut ab. Zwar muss ich bis kurz vor dem Aufsetzen slippen, aber ich kann die Maschine auf den ersten Metern aufsetzen.
Ein idyllischer Platz mit schöner Aussicht auf die Berge, netten Leuten und viel Flugbetrieb.
Nach unserem Geschäftstermin setzen wir unsere Tour fort. Der Start erfolgt auf der 10 und auch der Abflug muss genau abgeflogen werden. Die Lärmschutzareale hier sind sehr groß.
Unweit des Kochelsees liegt unser nächstes Ziel: der Segelflugplatz Pömetsried-Ohlstadt. Landschaftlich wunderschön am Fuße der ersten Alpenberge gelegen fliegt man im rechten Gegenanflug direkt auf die mächtige schneebedeckte Zugspitze zu.
Die Asphaltbahn liegt gleich neben der Autobahn A95 und ist in der Mitte leicht nach unten gebogen.
Im weiteren Verlauf unserer Tour passieren wir Murnau und den Staffelsee.
In Kaufbeuren haben wir Glück und dürfen auf Anfrage am Funk zur Übung einen Anflug auf den Segelflugplatz machen. In wenigen Metern Höhe fliegen wir die 1830x30m lange Asphaltbahn ab. Eine gute Übung für Martin.
Die Größe der Piste begründet sich in der Vergangenheit des Flugplatzes. 1935 wurde er als Militärflugplatz gegründet, nach Kriegsende von der US Air Force betrieben und 1957 an die deutsche Luftwaffe übergeben. Noch heute wird er unter der Woche militärisch vom technischen Ausbildungszentrum der Luftwaffe genutzt. Von Freitagmittag bis Sonntagabend gehört er allerdings dem Luftsportverein Kaufbeuren, welcher dort Segelflug betreibt. Direkt hinter der Runway beginnt die Stadt Kaufbeuren. Daher muss gleich am Ende der Bahn rechts abgedreht werden.
Etwas weiter nordöstlich liegt das Segelfluggelände Geratshof. Der Anflug ist nicht so ganz ohne. Erst entscheiden wir uns, die Piste 08 direkt anzufliegen, doch als wir näherkommen, merken wir, dass das nicht funktionieren würde. Zu nah befindet sich ein großer Waldhügel direkt vor dem Gelände. Nach Überfliegen des Hügels würde man aufgrund der großen Höhendifferenz die Landebahn nicht mehr erreichen können. Ich schaue nochmal auf die Anflugkarte für Segelflieger. Für diese führt der rechte Queranflug entlang der besagten Hügelkante. Also machen wir es genauso wie die Segelflieger. Wenn es keine offizielle Anflugkarte gibt, ist es manchmal gar nicht so einfach zu entscheiden, was der beste Anflug ist.
Kurz vor dem Segelfluggelände drehen wir scharf nach rechts in den Endanflug auf die nur 250m lange 08 ein.
Geratshof besitzt drei Pisten. Die 600m lange 08 im Süden (genutzt als Startbahn für Motorsegler), die 250m kurze 08/26 im Norden (Landepiste in beide Richtungen) und die 580m lange 07 (Startbahn für F-Schlepp), welche die nördliche 08 kreuzt.
Da wir bereits über eine Stunde in der Luft sind, freuen wir uns schon auf die nächste Pause. Doch bevor es soweit ist, steht noch eine Übung an. Innerhalb der Platzrunde des Flugplatzes Bad Wörishofen-Nord (EDNH) liegt das Segelfluggelände Bad Wörishofen. Auf dieses machen wir eine Außenlandeübung. Die Grasbahn ist breit und lang, wird aber von drei öffentlichen Feldwegen gekreuzt. Man muss also aufpassen. Ebenso auf die Vögel. Im Endanflug tauchen unter uns drei Bussarde durch.
Nach dem Anflug gehen wir im Norden wieder in die Platzrunde von Bad Wörishofen-Nord und landen kurz darauf auf der 08.
Nach einer Pause treten wir den Rückflug nach Ampfing an. Zwischen Landsberg am Lech und der Nordspitze des Ammersees bemerke ich auf unserem GPS die D-CMET, eine Falcon 20 des DLR, welche als Forschungsflugzeug unterwegs ist. Sie war in Memmingen gestartet und überholt uns auf der linken Seite. Unser Plan ist, die CTR Oberpfaffenhofen zu durchfliegen. Da die Falcon auf diesem Platz stationiert ist und laut FR24 bereits im Sinkflug ist, gehe ich davon aus, dass sie in Oberpfaffenhofen landen wird. Gleichzeitig ärgere ich mich aber auch, denn es sieht so aus, als ob das Forschungsflugzeug lange vor uns landen würde. Ich hätte es gerne bei der Landung von oben fotografiert. Doch es holt sehr weit nach Norden aus und braucht viel länger als vermutet. Im Endeffekt überfliegen wir den Flughafen sogar noch vor der Falcon. Zu meiner Freude cancelt die Falcon in dem Moment ihren IFR-Flugplan und wechselt über zu VFR. Gleichzeitig fragt sie eine Platzrunde zur Landung auf der 04 an. Dies führt sie direkt unter uns durch. Der TWR informiert die Falcon über unsere Anwesenheit, deren Pilot bestätigt, dass er unsere Breezer auf seinem TCAS sehe. Auch wir bestätigen die Sichtung auf Nachfrage des TWR.
Kurze Zeit später schießt die im rechten Gegenanflug befindliche Düsenmaschine 300ft unter uns in 2575ft hindurch. Wir sind begeistert!
Der weitere Flugverlauf führt uns direkt über die Innenstadt von München. Wir werden mit einem schönen Abendlicht belohnt.
Kurz vor 18.00 Uhr sind wir nach insg. knapp 3,5 Stunden Motorlaufzeit zurück auf unserem Heimatflugplatz. Es war eine schöne Rundtour durchs Alpenvorland mit interessanten Flugplätzen und tollen Eindrücken. Das Wetter hat gehalten, die Schlechtwetterfront war wie vorhergesagt lediglich bis zur Donau vorgerückt und im Süden haben sich die Wolken sogar fast ganz aufgelöst.