Fünf Flugplätze, drei Oldtimer – Flugplatz-Hopping in Tschechien

Tschechien ist immer interessant. Das haben Olaf und ich schon mehrmals erlebt. Auch heute wollen wie wieder ein paar neue Flugplätze kennenlernen. Um 0915 starten wir in Ampfing (EDNA) und schlagen Nordostkurs ein. Auf der Halbkreisflughöhe FL55 überfliegen wir den Bayerischen Wald.

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Praha Information teilt uns mit, dass kein Sperrgebiet auf unserer Route aktiv wäre. Freier Flug also bis zum Ziel.

Kurz vor Tábor (LKTA), der erste Flugplatz auf dem wir landen wollen, melde ich mich am Funk: „Tábor Radio, D-MVBR dobrý den!“ Keine Antwort. Ich funke noch einmal. Wieder keine Antwort. Aber das ist normal in Tschechien. Da wir sowieso angemeldet sind, fliegen wir erst einmal über den Platz und drehen eine Runde, um uns ein Bild über die Windsituation zu verschaffen. Dann entscheiden wir uns für eine Landung auf der Piste 30. Diese ist mit 1100x130m ausreichend. Durch die immense Breite von 130m wissen wir erst gar nicht, wo wir landen sollen. Olaf setzt die Breezer dann auf einem gemähten schmalen Streifen etwas rechts von der Mitte auf. Wie sich später herausstellt, ist das auch genau der Bereich, auf dem die einheimischen Piloten landen.

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In Tábor stehen ein paar interessante tschechische Flugzeuge. Die wollen wir auch im Flug kennenlernen. Wie vorab per Email vereinbart kümmert sich einer der Aeroklub-Piloten um uns. Zuerst fliegen wir mit der Zlín Z-43. Ein Viersitzer, der Ende der 70er/Anfang 80er gebaut wurde. Ich darf sie auch eine Zeit lang selbst fliegen. Liegt wirklich gut in der Hand und ist sehr agil. Reagiert fast sensibler als unsere Breezer.

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Als nächstes nehme ich in der Zlín Z-226MS Platz. Diese wurde Ende der 50er Jahre gebaut. Ich sitze vor dem Piloten. Es gibt deutlich weniger Anzeigen im Cockpit als in der Z-43. Aber sie lässt sich auch sehr gut steuern, auch wenn das Seitenruder agiler ist und damit die gesamte Koordination etwas schwieriger.

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Nach meinem Flug probiert auch Olaf die Z-226 aus, ich steige in die Zlín Z-142 um. Diese ist ein Zweisitzer und ein Nachfolger der Z-43. Die Flugeigenschaften fühlen sich aber ähnlich an wie bei der Z-43. Bei jedem Flug überfliegen wir auch die schöne Altstadt von Tábor.

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Nach zweieinhalb Stunden müssen wir wieder weiter. In unserem Plan stehen noch weitere Flugplätze. Auf Piste 16 starten wir. Diese ist mit 100m Breite etwas schmäler als die andere kreuzende Bahn.

Bis nach Soběslav (LKSO) ist es nicht weit. Kurz vor dem Platz beginnt die LKTRA78 in 1000ft AGL. Wir bleiben darunter. Aber da in dieser Region sowieso kaum Ortschaften und bewohnte Gebiete sind, kein Problem. In Soběslav machen wir ein Touch and Go auf Piste 18. Auch dies war per Email vereinbart, denn der Platz ist unbesetzt.

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Weiter geht es nach Hosín (LKHS) unweit von České Budějovice. Auch in Hosín antwortet uns keiner am Funk. Man setzt Blindmeldungen ab. Ein anderer tschechischer Pilot startet gerade und meldet ebenfalls blind, allerdings auf Tschechisch. Für uns unmöglich zu verstehen. Aber wir sehen, auf welche Piste er aufrollt und wissen somit die Landerichtung. Denn der Windsack ist von unserer aktuellen Position noch nicht zu sehen.

Die Piste in Hosín ist asphaltiert und von guter Qualität. Wir parken am Vorfeld und stellen die Maschine ab. Ich frage einen Piloten, wo wir die Landegebühr zahlen können. Er deutet auf das große Gebäude. In diesem finde ich eine Frau in einem Büro. Umgerechnet kostet uns die Landung 2,20€. Etwas weiter vom Vorfeld entfernt stehen mehrere alte aber noch flugfähige Z-37A Čmelák und auch vier große Antonov An-2.

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Da die Zeit drängt, brechen wir bald wieder auf. Nächster Platz für ein angemeldetes Touch and Go ist Strunkovice (LKSR). Auch dort steht eine An-2 am Vorfeld.

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Nur ein paar Minuten weiter nördlich liegt der letzte Flugplatz, auf dem wir aufsetzen wollen – Strakonice (LKST). Zu unserer Überraschung meldet sich sogar jemand am Funk, und das auf Englisch. Auf meine Frage, ob wir ein Touch and Go machen dürfen oder ob eine Fullstop-Landung zum Bezahlen der Landegebühr nötig wäre, meint der Flugleiter: „Touch and Go is OK, you can pay next time!“ Sehr nett! Gleichzeitig macht er uns auf Fallschirmsprung aufmerksam und dass gerade eine An-2 gestartet wäre. Diese sehen wir auch, wie sie in den Himmel steigt. Zeitgleich sehen wir auch ein paar Fallschirmspringer über dem Platz, die aus einer anderen An-2 weiter oben in der Luft gesprungen waren. Da wir es von Deutschland so gewohnt sind, gebe ich dem Tower Bescheid und wir machen zwei große 360 im Endanflug, um die Springer vor unserem Touch and Go landen zu lassen.

Dann fragt uns der Tower, wie lange wir noch kreisen wollen. Da ich den letzten Springer gerade beim Aufsetzen sehe, melde ich, dass wir wieder im Endanflug sind. Doch plötzlich tauchen mehrere andere Springer über dem Platz in der Luft auf! Waren doch noch einmal welche aus der Antonov gesprungen. Aus der Nachfrage des Flugleiters, wie lange wir noch kreisen wollen, schließe ich, dass das hier nicht so eng gesehen wird und so setzen Olaf und ich den Anflug fort. Dann fragt auch schon der Pilot der einen An-2, aus der gerade die letzten Springer abgesetzt wurden, ob wir ein Touch and Go oder eine Landung machen würden.

Ich schaue nach hinten und weiß sogleich auch den Grund der Frage. Denn der weltgrößte Doppeldecker biegt knapp hinter uns schon in einen engen Queranflug ein. Während noch zwei Springer über und neben uns in der Luft sind, machen wir auf Piste 31 unser Touch and Go. Da sind die Tschechen schmerzfrei. Auf dem Flugplatzareal sind mehrere Stände aufgebaut, es ist ein Springer-Festival. Deswegen ist auch der Funk besetzt.

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Nach fünf neuen Flugplätzen in Tschechien machen wir uns nun auf den Heimflug. Über 5000ft, oberhalb des Dunstes, ist es absolut ruhig und der Heimweg macht richtig Spaß.

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Nach etwa einer Stunde seit Strakonice landen wir wieder zurück auf unserem Heimatflugplatz in Ampfing.

Es hat sich wieder einmal bestätigt: Tschechien ist immer eine Reise/einen Flug wert!