Vom Verkehrsflughafen zum Segelflugplatz mit spannender Piste
Der Segelflugplatz Rossfeld knapp südlich von Stuttgart hat eine stark ansteigende und auch noch schräg zur Seite abfallende Piste mit Knick in der Mitte. Das klingt spannend, denken wir uns. Wir – das sind Charterer Patrick und ich. Dort wollen wir hin und landen. Also haben wir eine kleine Tour um Rossfeld herum gebastelt.
Bereits eine Stunde vor Flugplatzöffnung startet Patrick den Motor unserer Breezer in Ampfing. Platzbesitzer Hannes ist so nett und lässt uns mit PPR schon um diese Uhrzeit starten.
Wenige Minuten später sind wir in der Luft. Es ist noch ruhig und die Sicht sehr gut. So genießen wir zunächst einen Flug über die Messe Riem. Dort sind noch der alte rote Tower und das Terminalgebäude mit der großen Aufschrift “München” des alten Flughafens München Riem zu sehen. Schon interessant, sich vorzustellen, wie das früher alles einmal war.
Weiter fliegen wir über die Innenstadt und wenige später am Wörthsee und Ammersee vorbei. Mit dem heutigen Wetter ein Genuss!
Nach fast einer Stunde befinden wir uns dann schon im Landeanflug auf den Flughafen Memmingen. Da kaum was los ist, dürfen wir direkt in den Anflug auf die RWY 24. “D-MVBR, wind 180 degrees 6kts, cleared to land RWY 24!”
Die Landebahn hier wurde im September 2019 komplett erneuert und von 30m auf 45m (mit Schutzstreifen 60m) verbreitert. Auf dem neuen Asphalt rollt es sich butterweich. Kein Vergleich zum rauen Belag davor. Auf dem Vorfeld 3, abseits des Passagierterminals, dürfen wir parken. Ein Marshaller kommt, wir können gleich bei ihm die 11EUR Landegebühr bezahlen. Sehr praktisch. Keine lange Fahrt ins Terminal.
So können wir relativ bald wieder los. Von Intersection C dürfen wir auf RWY 06 starten. Nächstes Ziel: der Segelflugplatz Rossfeld. Bis dahin sind es gut 45min Flugzeit. Die Funkkommunikation im Anflug klappt erst in letzter Minute. Nichts ungewöhnliches bei so einem kleinen Flugplatz. Die Landschaft der Schwäbischen Alb ist traumhaft, besonders an so einem schönen Tag wie heute.
Der Segelflugplatz liegt auf einem Plateau, hoch über dem Tal am Berg oben. Die Piste 07 mit 635m Gesamtlänge ist stark ansteigend und fällt zur Seite nach Süden ab. Kurz vor der Mitte der Bahn knickt diese ab, die Steigung geht in ein leichtes Gefälle über.
Bei der Landung bergauf nimmt man das Gas nicht heraus, sondern schiebt noch ein bisschen nach. Denn man zieht zum Abfangen stärker nach oben als auf einem ebenen Platz.
Wir werden von sehr netten Leuten empfangen. Auch treffe ich meinen Fliegerfreund Bernd. Er ist Lufthansa-Pilot auf dem Jumbo. Heute möchte er einmal mit einem UL mitfliegen.
Patrick macht kurz Pause, Bernd und ich wollen in der Zwischenzeit die Gegend im Rahmen eines Rundflugs erkundigen. Einer der netten Flieger am Platz nimmt uns mit seiner C-42 mit. Besser gesagt er nimmt uns ins Schlepptau. Da hier das Startprozedere ganz speziell ist, führt er uns auch am Boden. Wir rollen mit unserer Breezer hinter seiner C-42 auf der Rückholstraße südlich der Piste den Berg hinauf. Man muss fast 80% Gas geben, um den Berg hoch zu kommen. Auf Höhe des Knicks, wo es flacher wird, überqueren wir die Piste quer nach Norden und warten dort außerhalb auf die Startfreigabe. Denn von dort sieht man sowohl den Hang hinunter als auch auf der anderen Seite bis zum Ende der Piste. Für den Start hat man hier noch 420m übrig.
Nach dem Take off überlfiegt man die Hangkante des Berges. Dort muss man mit stärkeren Leewirbeln rechnen. Wir folgen der C-42 zur Burg Hohenneuffen. Tolles Panorama dort mit der Burg.
Dann dreht die C-42 um und bringt uns zum nicht weniger beeindruckenden Schloss Lichtenstein, welches ebenfalls mit einer imposanten Lage beeindruckt.
Etwa zehn Minuten entfernt liegt der Segelflugplatz Farrenberg. Auch dieser liegt, typisch für die Schwäbische Alb, auf einem Plateau und erinnert an einen Flugzeugträger. Deswegen ist er auch so interessant für uns und wir wollen dort landen. Als wir uns bereits in Sichtweite des Platzes befinden, entdecken wir jedoch einen Rasenmäher auf der Landebahn. Über Funk können wir zunächst keinen Kontakt zum Platz herstellen. So ist eine Landung unmöglich! Als wir unser Vorhaben eigentlich schon aufgegeben haben und wir uns auf den Rückweg machen wollen, werden wir doch noch angefunkt. Man teilt uns mit, dass wir uns die Landerichtung aussuchen könnten, der Wind aber eher für die 10 sprechen würde. Und einen Kontakt zum Rasenmäher hat der Funker auch nicht.
Hm, was machen? Ich entscheide mich doch für die Landerichtung 28, trotz leichtem Rückenwind, denn der Rasenmäher fährt gerade in Richtung Südosten und dann würde ich ihm entgegenfliegen. In der Hoffnung, dass er mich dann eher sieht, als wie wenn wir in seinem Rücken anfliegen würden.
Die Breezer in den Endanflug auf die 28 ausgerichtet entdeckt uns der Mann auf dem Rasenmäher zum Glück und fährt zur Seite. Wir können ohne Probleme landen. Am Platz finden wir wieder sehr nette Leute vor. Eine Landegebühr fällt bei nur einer Landung nicht an.
Kurze Zeit später starten wir auf der 10. Es geht leicht bergab. Aber bei weitem nicht so steil wie in Rossfeld.
Zeit haben wir leider nicht im Überfluss, daher fliegen wir zurück nach Rossfeld. Dort genießen wir noch den Ausblick vom Aussichtspunkt Olgafels ins Tal bis nach Stuttgart. Einfach herrlich!
Irgendwann müssen wir aber dann doch weiter. Patrick und ich verabschieden uns von Bernd und den netten Fliegerkameraden. Landegebühr ist auch hier ein Fremdwort. Kaffeekasse kennt man gerade noch so…
Auf dem Rückflug in die Heimat passieren wir Ulm mit dem großen Ulmer Münster. Wenig später dürfen wir ein Touch and Go am Flugplatz Schwabmünchen machen. Dieses hatte ich am Vortag telefonisch vereinbart. Man ist hier so nett und lässt mich die Landegebühr nachträglich per Überweisung bezahlen. Auch nicht alltäglich, dass das so unproblematisch geht.
Schwabmünchen liegt direkt am Rande der militärischen CTR Lechfeld. Es ist bereits Freitag Nachmittag, da ist das Militär schon im Wochenende. Die CTR nicht mehr aktiv. Wir überfliegen den Flugplatz.
In Jesenwang tanken wir 20l Super dazu. Sonst würde es bis Ampfing knapp werden.
Beinahe zurück in der Heimat überfiegen wir noch einmal München und genießen das Panorama auf die Großstadt.
Nach etwa fünf Stunden Motorlaufzeit sind wir am Nachmittag zurück in Ampfing. Hinter uns liegt ein spannender Flug mit den unterschiedlichsten Erlebnissen. Wir haben es nicht bereut und werden sicher wieder einmal nach Rossfeld fliegen!