Linz, Eferding und jede Menge Wolken
Martin und ich brechen wieder einmal zu einer Tour auf. Das Wetter ist noch nicht optimal gemeldet. Fliegbar, aber nicht schön. Aber es soll besser werden. Wir wollen es probieren.
Um 09.45 Uhr starten wir in Ampfing. Martin geht auf Kurs Großer Arber im Bayerischen Wald. Unser erstes Ziel sind zwei kleine Flugplätze in Tschechien, die wir anfliegen wollen. Schon kurz nach dem Abheben in Ampfing sind wir über den tief hängenden Wolken.
Durch die Abschirmung von oben gibt es keine Turbulenzen. Kurz vor der Donau schließt sich die Wolkendecke unter uns, wir befinden uns zwischen zwei Wolkendecken. In der Ferne entdecken wir immer wieder mal Lücken, durch die man den Boden sehen kann.
Wir schlagen Direktkurs nach Linz ein.
Um die Berge im Bayerischen Wald überfliegen zu können, steigen wir auf Halbkreisflughöhe FL55. Je näher wir aber der Grenze kommen, desto höher türmen sich die Wolken auf. Genau auf unserer Flugroute, knapp südlich des Arbers, wächst die untere Wolkenschicht in die obere hinein. Kein Durchkommen. Nach Norden ausweichen macht keinen Sinn, das würde uns zu viel Zeit kosten. Etwas südlicher des Arbers sieht es besser aus, aber dort befindet sich gleich hinter der Grenze das Sperrgebiet LKR1, in das wir dann einfliegen würden.
Schade, aber Sicherheit geht vor. Wir entschließen uns, die Plätze in Tschechien aufzugeben und schlagen Direktkurs nach Linz ein. Die geschlossenen Wolkendecke unter uns begleitet uns bis kurz vor dem Ziel. Erst als die Stadt in Sicht kommt, reißt die Decke auf und der Boden ist wieder sichtbar. Auch hier hängen die Wolkenfetzen tief, etwa auf 1200ft GND.
In Linz-Ost (LOLO) wurde uns ein Anflug genehmigt. Im rechten Gegenanflug auf die Piste 33 fliegt man sehr nahe an einem Berghang. Viel Luft ist da nicht. Der Endanflug fällt kurz aus, da sehr früh eingedreht wird. Trotz Flaps 3 brauche ich noch einen Slip, um die Höhe abbauen zu können. Der Ausblick auf die Industrieanlagen ist spektakulär und nicht alltäglich.
940x30m misst die Grasbahn, eingebettet zwischen den Industrieanlagen im Westen und der Donau im Osten. Schon im Anflug sind uns drei Stromleitungen aufgefallen, die im Abflug gefährlich nahe am Flugplatz stehen und ziemlich hoch sind. So gebe ich frühzeitig wieder Gas und steige nach oben. Auch im Abflug geht es am Industriegebiet und der Hafenanlage vorbei. Echt riesig. Der Abflug führt genau über der Donau, das gibt nochmal einen schönen Panoramablick auf die Stadt.
1000ft über dem Boden beginnt die TMA Linz. Da wir deutlich höher steigen wollen, rufe ich Linz Radar und teile meine Absichten mit. Ohne Einschränkungen dürfen wir auf unsere gewünschte Flughöhe steigen. Höher als 2100ft kommen wir allerdings wegen der tief hängenden Wolken nicht. Aber das reicht für einen sicheren Flug. Das Gelände ist hier nicht so hoch wie in unserer Heimat.
Nur 10 Flugminuten entfernt liegt der Flugplatz Eferding (LOLE). Dort sind wir zur Landung angemeldet. Aus Osten kommend ist die Grasbahn nicht gleich ersichtlich. Wir müssen länger suchen, bis wir sie entdecken. Markant jedenfalls ist der direkt westlich der Piste liegende hohe Bergrücken. Dieser macht den Anflug auf die 425m lange gepflegte Grasbahn in Richtung 33 auch richtig spannend, denn man kommt im Endanflug fast auf Tuchfühlung mit diesem und kann die 33 deswegen auch nicht gerade anfliegen. Natürlich bekommen wir auch ein bisschen Leeturbulenzen. Und ein bisschen Rückenwind, der bei der Landung doch ganz schön schiebt, trotz Flaps 3. Aber gelandet wird hier immer auf der 33 und gestartet auf der 15, außer es windet heftig.
Am Clubhaus werden wir schon erwartet. Der nette Herr ist extra wegen uns zum Flugplatz gekommen, sodass wir landen konnten. Idyllisch ist es hier. Der hohe Bergrücken im Westen gleich hinter der Bahn bestimmt das Bild. Oben auf diesem sieht man die Burgruine Schaunberg.
Nach einer kleinen Pause legen wir wieder los. Um 13.00 Uhr wollen wir zu Hause sein und wir wissen nicht, ob wir wegen den Wolken einen größeren Umweg fliegen müssen. Der Take off findet nun auf der 15 statt. Ausgerechnet jetzt frischt der Wind auf und hat sich gedreht. Wieder Rückenwind! Daher rollen wir bis ganz zum Anfang der 15. Dort geht es einen 3m hohen Grashang hinauf. Sogar diesen nehmen wir noch mit, um genügend Reserve zu haben. Bei nassem Gras, 425m Bahn und den Leeturbulenzen weiß man nie.
Bremse gesetzt, Vollgas rein und als ich sicher bin, dass die Leistung zu 100% da ist, löse ich die Bremse. Mit guter Beschleunigung geht es zunächst die 3m Grashang hinab, dann flach weiter. Doch schon bald hebt unser Fahrwerk ab. Lediglich etwa 220m Startstrecke haben wir gebraucht.
Am Ende der Bahn knicken wir leicht nach links ab, um dem Berghang zu entgehen. Dann geht es nach Osten zur Donau. Das Wetter wird leicht besser, aber viel langsamer als vorhergesagt. Dieses Jahr sind die Wettervorhersagen wirklich wieder sehr schlecht.
Zunächst bleiben wir unter den Wolken. Dann entscheiden wir uns doch, darüber zu steigen. Die Lücken sind ausreichend groß. Im Norden deutlich besser, im Süden ziemlich schlecht.
Da die untere Wolkenschicht jedoch auf Höhe der deutschen Grenze in die über uns befindliche hineinwächst, sinken wir wieder unter die erste Basis. Das erlaubt uns einen Flug in etwa 1000ft GND, aber mit ausreichend Sicht.
Je näher wir unserem Heimatflugplatz Ampfing kommen, desto besser wird das Wetter.
Und nach der Landung scheint sogar ein bisschen die Sonne.
Trotz der vielen Wolken und dass wir die Flugplätze in Tschechien nicht anfliegen konnten, war es eine schöne Tour mit zwei interessanten und spektakulären Flugplätzen. Es hat sich gelohnt.