Airliner-Feeling in Frankfurt
Mit dem UL im Anflug auf den internationalen Flughafen von Frankfurt, Deutschlands größten Airport und Europas Nr. 4? Unmöglich?! Nein – aktuell geht das! Durch den aufgrund der Reisebeschränkungen drastisch reduzierten Flugbetrieb ist die CTR Frankfurt auch für ULs erreichbar.
Lucas und ich wollen uns den Frankfurter Flughafen von oben anschauen – mit dem UL. Aufgrund der aktuellen COVID-19-Vorschriften gestaltet sich die Routenplanung etwas schwieriger als sonst. Denn man darf maximal eine Stunde im Cockpit sitzen. Also brauchen wir jede Stunde einen Flugplatz zur Zwischenlandung. Nach längerem Studieren der Karte, Rechnen im SkyDemon und ein paar Telefonanrufen ist die Route klar.
Am Vormittag des 20. Mai starten wir die Tour in Ampfing (EDNA). Zunächst geht es nach Ellwangen (EDPY). Dort ist zwar keiner da, aber wir dürfen auch so landen. Nach etwa einer knappen Stunde Flugzeit setzt Lucas die Breezer auf die Grasbahn von Ellwangen. Fast zeitgleich startet dort der Tagesflugbetrieb.
Viel Zeit lassen wir uns allerdings nicht. Zeit ist kostbar. Das nächste Leg führt uns nach Walldürn (EDEW), am Fuße des Odenwaldes. Dort tanken wir 30l, um genügend für den Rest der Tour zu haben.
Dann wird es spannend. Nach dem Start in Walldürn melde ich mich bei FIS Langen Information an. „D-MVBR, microlight Breezer, VFR from Walldürn to Mainbullau via Frankfurt city, just airborne at Walldürn, 2800ft, Squawk 7000, request traffic information!“ FIS: „D-BR, squawk 4450, QNH 1021!“ „D-BR, squawk 4450, QNH 1021 and we would like to request a midfield crossing at Frankfurt airport later on and fly along the river Main South of city center“.
Der Lotse ist super nett und fragt nach dem gewünschten Einflugspunkt in die CTR, um den Tower-Lotsen vorab telefonisch zu informieren. Schon mal ein guter Anfang.
Bereits südlich von Darmstadt weist uns die FIS an, Frankfurt Tower auf der 118,780 zu rufen. „Frankfurt Tower, D-MVBR, hallo!“ TWR: „D-MVBR, identified, enter CTR via S, RWY 25, QNH 1021!“ Das klappt ja wie bestellt!
Über S fliegen wir in die CTR ein. TWR: „D-BR, traffic Boeing 777 on your 10 o‘clock position, 1000ft above.“ Über uns befindet sich eine Lufthansa Cargo 777 im Steigflug, welche kurz zuvor gestartet war. Südlich von RWY 25L müssen wir zwei Vollkreise fliegen, um zwei andere Flugzeuge landen zu lassen. Dann dürfen wir die beiden Bahnen überfliegen. Was für ein Anblick! Im Vergleich zu München ist der Frankfurter Flughafen wirklich riesengroß.
Nach dem Überflug der Bahnen, als wir gerade über dem Terminal 1 Flugsteig A sind, erlaube ich mir zu fragen: „D-BR, may we request a low approach?“ TWR: „D-BR, possible. Make a right turn and expect a low approach RWY 25C!“ Im rechten Queranflug werden wir dann auf die linke der beiden Bahnen, die 25L, freigegeben. Denn eineinhalb Minuten vor uns war ein China Eastern A330 auf der 25C gestartet und dessen Wirbelschleppen könnten noch auf der Bahn sein.
„D-BR, wind check 360 degrees 8kts, cleared for low approach RWY 25L, after the low approach turn right to leave to the North! And D-BR caution wake turbulence of just departed A330 heavy aircraft departed on 25C 1,5min ago!“
Jetzt haben wir es! Das Airliner-Feeling im UL! Die 25L liegt vor uns. Wir fühlen uns richtig groß.
Zu unserer linken Seite die Großbaustelle des zukünftigen T3, zu unserer rechten die RWY 25C und die Terminals 1 und 2. Wir genießen jeden Meter der 4000x45m großen Bahn.
Am Ende steigen wir und drehen nach rechts.
Noch einmal überfliegen wir das T1. Dann an der RWY 25R vorbei. Diese ist noch gesperrt und es parken elf Lufthansa A340-300 darauf. Da der Platz auf dem Vorfeld für alle zeitweise stillgelegten Flugzeuge nicht ausreicht, wurde die Landebahn als Parkplatz umfunktioniert.
Noch immer in der CTR folgen wir dem Main in Richtung Osten. Dieser führt uns genau am Stadtzentrum Frankfurts mit seinen vielen Hochhäusern vorbei. Der nächste erhabene beeindruckende Anblick!
In Mainbullau (EDFU) im schönen Odenwald machen wir die nächste Pause. Ein toller Platz mit einer ansteigenden und geknickten Landebahn. Jetzt ist der ganze Frankfurt-Stress und die Anspannung plötzlich weg.
Weiter geht es entspannt zurück nach Ellwangen und dann nach Landshut. Dieser Stopp kurz vor Ampfing ist notwendig, um nicht über die eine Stunde Cockpitzeit zu kommen.
Schließlich, nach 5,5h Motorlaufzeit, sind wir zurück in Ampfing. Etwas erschöpft durch die lange Flugzeit, aber glücklich. Es hat also tatsächlich geklappt. Ein Midfield Crossing mit low approach in Frankfurt, Deutschlands größtem Airport und Europas Nr. 4 – mit UL!